Der Landwirtschaftssektor steht durch den Klimawandel vor enormen Herausforderungen. So ist der deutsche Obstbau bereits spürbar betroffen durch starke Sonneneinstrahlung, steigende Temperaturen und immer häufigere extreme Wetterereignisse wie Hagel und Starkregen. Gegen Qualitäts- und Ertragseinbußen werden daher vermehrt Hagelschutznetze und Folien eingesetzt.
Das im April 2020 gestartete Projekt »APV-Obstbau« untersucht, ob Agri-PV diese Schutzfunktion im Apfel-Obstbau übernehmen kann, welches Anlagendesign sinnvoll ist und wie sich die PV-Anlage auf die Erträge auswirkt. Projektpartner sind das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, der Bio-Obsthof Nachtwey, die BayWa r.e. Solar Projects GmbH, das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, die Elektrizitätswerke Schönau, und die AGCO GmbH. Gefödert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz (MUEEF).
Bei einer Agri-PV-Anlage wird das Anlagendesign an die Anforderungen der Landwirtschaft angepasst, damit deren Tätigkeit nicht eingeschränkt wird bzw. sie sogar profitiert. Der Agri-PV-Obstbau zielt hier vorrangig nicht auf eine Maximierung der Ernteerträge ab, sondern auf eine sichere und qualitativ hochwertige Apfelproduktion mit zusätzlicher Solarstromproduktion. So kann der Solarstrom für Elektro-Landmaschinen oder das Kühlhaus genutzt werden. Im Projekt wird die Praxistauglichkeit des Konzepts an einer Forschungsanlage unter Realbedingungen überprüft. Sie wird insbesondere hinsichtlich des Lichtmanagements, des Anlagendesigns, der Landschaftsästhetik, ihrer Wirtschaftlichkeit, ihrer Sozialverträglichkeit und pflanzenbaulicher Parameter untersucht. Vier Varianten werden getestet: (1) Kontrollvariante mit betriebsüblichen Hagelschutznetzen, (2) Agri-PV-Anlage, (3) Agri-PV-Anlage mit reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz und (4) Folienüberdachung. Der Projektteil zur gesellschaftlichen Akzeptanz und Sozialverträglichkeit beschäftigt sich mit möglichen Konflikten (Landnutzung, Verteilung, Prozessgerechtigkeit) innerhalb verschiedener Akteurskonstellationen. Zudem werden Bürgerveranstaltungen organisiert, ein APV-Obstbau-Leitfaden erarbeitet und mit lokalen Entscheider*innen geprüft, die Agri-PV in den bestehenden Klimaschutzplan zu integrieren.
Mehr Informationen zum Projekt bei Fraunhofer ISE.
(Foto: Baywa r.e.)