Erfolgreicher Austausch zu praktischen Herausforderungen der Photovoltaik-Pflicht in Baden-Württemberg
Das Solar Cluster Baden-Württemberg hat im Rahmen des Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg eine erfolgreiche Veranstaltung zur Umsetzung der Photovoltaik-Pflicht (PV-Pflicht) durchgeführt. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Forschung, dem Handwerk und den kommunalen Verwaltungsbehörden sowie weiteren Fachleuten wurden zentrale Herausforderungen und Lösungsansätze der gesetzlich vorgeschriebenen PV-Pflicht diskutiert. Im Fokus standen praxisnahe Fragestellungen, Erfahrungen aus der Baupraxis und die Weiterentwicklung der gesetzlichen Vorgaben. Ziel der Veranstaltung war es, die Anwendung der PV-Pflicht-Verordnung umfassend zu erörtern und im Nachgang eine Beurteilung an das Umweltministerium heranzutragen.
Schwerpunkte der Veranstaltung
Gerhard Stryi-Hipp (Fraunhofer ISE) beleuchtet zentrale Umsetzungsfragen
In seinem Vortrag verdeutlichte Stryi-Hipp vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), welche praktischen Fragestellungen die Umsetzung der PV-Pflicht begleiten. Dazu gehören die Definition der Mindestfläche der zu belegenden Dachfläche, der Umgang mit Befreiungen sowie die Rolle der Monitoring-Verpflichtung. Er betonte, dass Gesetze wie die PV-Pflicht naturgemäß Graubereiche aufweisen, die durch praktische Erfahrungen und Leitfäden weiter konkretisiert werden müssen. Seine Stellungnahme, die er im Auftrag des Solar Cluster BW verfasst hat, steht auf der Homepage des Solar Cluster zum Download bereit (Aktuelles > Downloads > Informationen > PV-Pflicht: Fragen und Antworten). Enthalten ist der komplette Fragenkatalog mit Antworten.
Kurt Schüle (Energieagentur Kreis Ludwigsburg) zeigt Herausforderungen der Praxis auf
Schüle von der Energieagentur Kreis Ludwigsburg LEA e. V. ergänzte den Praxisbezug und gab konkrete Einblicke in die Umsetzungsrealität. Er stellte die Herausforderungen bei komplexen Dachstrukturen wie beispielsweise "schräg-flach-schräg"-Geometrien vor. Zudem thematisierte Schüle die Problematik der Belegungsdichte und den Ertrag von PV-Anlagen in Abhängigkeit von Ausrichtung und Neigungswinkel.
Diskussion und Fragerunde mit praxisnahen Beiträgen
Die anschließende Fragerunde bot Raum für weitere Anregungen und Diskussionen. Patrick Birnesser, Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes des Dachdeckerhandwerks BW, betonte die Bedeutung von Qualität und Fachkompetenz bei der Installation von PV-Anlagen. Er hob hervor, dass durch mangelhafte Installationen schnell Schäden an Dächern entstehen können. Aus diesem Grund setzen sich die Dachdeckerverbände dafür ein, dass nur gut ausgebildete Fachkräfte diese Arbeiten übernehmen und bieten in diesem Zusammenhang einwöchige PV-Installationskurse an.
Zudem wurde über den Umgang mit der Bauüberwachung diskutiert. Tobias Klaus als Vertreter der Baurechtsbehörde des Landratsamts Alb-Donau-Kreis und PV-Installateure berichtete über die Schwierigkeiten bei der Kontrolle der PV-Pflicht, insbesondere bei Dachsanierungen, die baurechtlich nicht angemeldet werden müssen.
Die PV-Pflicht etabliert sich zunehmend und wird im Planungsprozess mitgedacht, so ist auch Jochen Stoiber von der Architektenkammer Baden-Württemberg der Meinung. Probleme sieht er insbesondere im Bestand, da dort das Optimierungsgebot nach § 3 PVPf-VO aufgrund komplexer Dachstrukturen oft nur eingeschränkt anwendbar ist. Bei Neubauten lässt sich die PV-Pflicht besser umsetzen, jedoch müssen Architektinnen und Architekten dabei zahlreiche andere Anforderungen (z. B. Funktionalität) ebenso berücksichtigen.
Fazit und Ausblick
Die Veranstaltung verdeutlichte, dass die PV-Pflicht wichtige Impulse für den Ausbau der Photovoltaik in Baden-Württemberg liefert. Gleichzeitig wurden die bestehenden Herausforderungen klar benannt: Vermeintliche Sonderfälle kommen regelmäßig vor – so steht die Dachgeometrie immer wieder der Erfüllung der PV-Pflicht im Weg. Des Weiteren wird die stichprobenartige Prüfung der PV-Pflichterfüllung bei Dachsanierungen immer wieder kritisiert: Es kursiert die Vermutung, dass sich bei Dachsanierungen viele der Pflicht entziehen. Diskutierende forderten eine verstärkte Zusammenarbeit und klare Leitlinien, um die PV-Pflicht praxisgerechter zu gestalten.
Zuletzt ist hinzuzufügen: Was man nicht messen kann, kann man nicht bewerten. Es ist schwierig, die zusätzlich installierte PV-Leistung aufgrund der PV-Pflicht zu erfassen. „Durch die PV-Pflicht komme ich mit Unternehmen in Kontakt, die es von allein nicht getan hätten. Viele sind von den Vorteilen überrascht“, ergänzte Sascha Groß, revotec energy GmbH, am Ende der Online-Veranstaltung.
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