Legen sich Hauseigentümer in Deutschland in diesem Jahr eine Solarstromanlage zu, können sie auf höhere Gewinne hoffen als im Vorjahr. Darauf weist das Solar Cluster Baden-Württemberg hin. Photovoltaikanlagen sind in den vergangenen zwölf Monaten um rund fünf Prozent günstiger geworden. Der Ertrag ist stabil geblieben: Zwar ist die Einspeisevergütung im Jahr 2018 analog zu den Anlagenkosten gesunken, mehr Gewinn beim Eigenverbrauch wiegt dies jedoch mehr als auf. Mindestens die Hälfte der Stromversorger haben zum Jahr 2019 ihre Preise um durchschnittlich 1,1 Cent pro Kilowattstunde erhöht – das macht den Eigenverbrauch von Solarstrom lukrativer. Renditen von sechs bis acht Prozent sind aktuell mit Photovoltaikanlagen möglich, so Solar-Cluster-Geschäftsführer Franz Pöter. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für die Investition in eine Photovoltaik-Anlage, da weitere Preissenkungen derzeit nicht in Sicht sind und die Einspeisevergütung weiter sinken wird.“ Große Anlagen lohnen sich laut Pöter besonders: Die Rendite ist genauso hoch wie bei kleinen Anlagen, mit der Größe steigt jedoch der jährliche Überschuss in Euro und die Absicherung gegen steigende Strompreise. Sie tragen außerdem durch die Vermeidung von größeren Mengen CO2 mehr zum Klimaschutz bei.
Experten des Verbrauchermagazins Finanztest der Stiftung Warentest kommen zu vergleichbaren Gewinnberechnungen wie die südwestdeutsche Branchenvereinigung. Dass sich Solarstromanlagen auf dem Hausdach lohnen, hat sich inzwischen sogar bis zum Einrichtungskonzern IKEA herumgesprochen: Seit 9. Januar bietet das Möbelhaus Photovoltaikanlagen online in ganz Deutschland zum Verkauf an. Wer sich als Hauseigentümer für die robuste Ökostromtechnologie interessiert, sollte sich jedoch von Fachleuten aus der Region beraten lassen, rät Franz Pöter. Die Experten könnten individuell vor Ort berechnen, ob sich das Dach eignet und wie groß die Solaranlage sein kann. Ein zugelassener Elektriker gewährleistet dann auch die fachgerechte Installation der Photovoltaikanlage, deren Anschluss an das Stromnetz und die Anmeldung beim Netzbetreiber. Einmal installiert, läuft die Anlage 25 bis 30 Jahre und muss nur selten überprüft werden.
Photovoltaik-Kosten gesunken
Derzeit kommt Hauseigentümern der Preisverfall bei Photovoltaikanlagen zugute. Die Preise im Großhandel für Solarmodule, einem wichtigen Anlagenbestandteil, sind laut Online-Handelsplattform PV Xchange im Jahr 2018 je nach Technologie um 21 bis 27 Prozent gefallen. Gründe sind der Preiskampf der Hersteller und die in der EU im September weggefallenen Schutzzölle auf chinesische Solarmodule. Da auf die Module ungefähr ein Drittel der Kosten entfällt, hat sich der durchschnittliche Komplettpreis für Hausdachanlagen bis zehn Kilowatt installierter Leistung in den vergangenen zwölf Monaten um rund fünf Prozent reduziert. Die Zahlen bestätigt auch Martin Holzwarth. Der Geschäftsführer von WattFox, Betreiber des Solaranlagen-Vermittlungsportals Photovoltaik-Angebotsvergleich.de, gibt jährlich einen Preisindex für Photovoltaikanlagen heraus.
Ob es weitere größere Preissenkungen in nächster Zeit geben wird, stellen Branchenexperten in Frage. Sie raten daher, jetzt von den gesunkenen Modulpreisen und der aktuellen Höhe der Einspeisevergütung zu profitieren. Eine von zwei Einnahmequellen bei Photovoltaikanlagen ist die auf zwanzig Jahre staatlich garantierte Einspeisevergütung für den nicht selbst genutzten Strom. Bei voller Einspeisung in das öffentliche Stromnetz wird bereits eine kleine, aber nennenswerte Rendite erzielt: Fachleute gehen von zwei bis vier Prozent pro Jahr aus. Bei kleinen Anlagen ist sie etwas geringer, bei größeren tendenziell höher. Individuelle Bedingungen wie die Dachausrichtung und Verschattung spielen dabei auch eine Rolle. Mit Eigenverbrauch kann man den Betrag steigern. Je nach Verbrauchsprofil sind Renditen von jährlich sechs bis zu acht Prozent möglich. Der Grund: Bei derzeit rund neun bis elf Cent Stromgestehungskosten pro Kilowattstunde für Anlagen zwischen zwei und zehn Kilowatt installierter Leistung (kWp) lässt sich bereits mit der Einspeisung in das Netz ein Gewinn von rund ein bis drei Cent pro Kilowattstunde erzielen. Wer eigenen Strom selbst verbraucht und dafür keinen Netzstrom kaufen muss, steigert den Gewinn für diesen Stromanteil sogar auf rund 15 Cent pro Kilowattstunde.
Das bedeutet: Um Gewinne zu erzielen, brauchen Hauseigentümer den Strom in den meisten Fällen nicht selbst zu verbrauchen. Wer es trotzdem macht, erhöht seine Rendite. Damit der Anteil des selbst verbrauchten Solarstroms steigt, muss der Stromverbrauch in die Sonnenstunden verlagert werden. Ein Beispiel ist der Betrieb der Geschirrspülmaschine mittags. Viele Wechselrichter und deren Auswerteplattformen zeigen an, auch per App, wann Stromüberschuss aus der Solaranlage zu erwarten ist und größere Stromverbraucher im Haus angeschaltet werden können.
Mehr finanzieller Überschuss und Unabhängigkeit mit größeren Anlagen
Von der Idee, die Anlage bewusst klein zu dimensionieren, um den Eigenverbrauch und so die Rendite zu steigern, hält Franz Pöter vom Solar Cluster nichts. „Mit kleineren Anlagen steigt zwar die Eigenverbrauchsquote am erzeugten Strom. Durch den höheren Systempreis pro installiertes Kilowatt Leistung ist die Rendite jedoch ungefähr gleich hoch wie bei größeren Anlagen. Die Gesamtrendite mit Eigenverbrauch ist im Hausdachsegment weitgehend unabhängig von der installierten Leistung.“ Große Anlagen sind pro kWp günstiger, da viele Kostenanteile für die Installation und den späteren Betrieb unabhängig von der Anlagengröße sind. Die Zahlen bestätigen die Annahme: Schlüsselfertige Aufdachanlagen bis 10 kWp kosten im Durchschnitt nur noch um die 1.280 Euro pro kWp. Kleine Zwei-Kilowatt-Anlagen sind teurer und liegen bei rund 1.550 Euro. Zu den Kosten für die Anlage und Installation können gegebenenfalls noch Nebenleistungen wie etwa ein größerer Zählerkasten oder Blitzschutzvorrichtungen kommen, die in den Photovoltaikanlagen-Preisen nicht enthalten sind.
Größere Anlagen haben darüber hinaus drei entscheidende Vorteile gegenüber kleineren: Mit mehr Fläche steigt erstens der absolute Gewinn. Wer ein geeignetes Dach hat, für den lohnt sich daher eine größere Anlage. Das erhöht den jährlichen Überschuss um mehrere hundert Euro. Mehr Unabhängigkeit ist der zweite Vorteil von größeren Photovoltaikanlagen: Je größer die Anlage wird, desto höher ist der Anteil am gesamten Stromverbrauch, der durch den eigenen Solarstrom gedeckt wird und daher nicht vom Stromlieferanten eingekauft werden muss. Bei einer kleinen Anlage von zwei kWp können Anlageneigentümer zwar bis zu 50 Prozent des Solarstroms selbst verbrauchen. Jedoch ist das dann auch nur ein kleiner Anteil am Haushaltstromverbrauch – nämlich rund 20 Prozent. Je größer die Solaranlage wird, desto weniger Strom muss vom Netz bezogen werden. Daher sind große Photovoltaikanlagen eine bessere finanzielle Absicherung gegen steigende Strompreise. Auch der dritte Vorteil ist nicht zu unterschätzen: Größere Anlagen tragen mehr zu Energiewende und Klimaschutz bei, da sie mehr Kohlendioxid einsparen.
Von der Regelung, dass Hauseigentümer 40 Prozent der EEG-Umlage auf den eigenverbrauchten Strom für den Leistungsanteil ab zehn Kilowatt installierter Leistung zahlen müssen – derzeit 2,6 Cent pro Kilowattstunde – sollten sich Eigentümer nicht verunsichern lassen, rät Pöter. Bei den Anlagenkosten in dieser Größe bedeutet jede Kilowattstunde selbst verbrauchter Strom immer noch rund 15 Cent Ersparnis. Größer dimensionieren und nicht kleiner, sollte daher die Regel sein: „Ich empfehle: Nutzen Sie das Dach so gut wie möglich“, so Pöter weiter.
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(Foto: Fotolia / Marina Lohrbach. Das Solar Cluster empfiehlt, die Dachfläche bei neuen Solaranlagen ganz auszunutzen – es lohnt sich!)